Foto Jon Kabat-Zinn

Wer seinen Guru suche, sei bei ihm definitiv falsch, sagte Jon Kabat-Zinn einmal in einem Interview mit der F.A.Z. Im Gegenteil, er habe die Meditation vielmehr aus ihren buddhistischen Wurzeln, aus ihrer religiösen Spiritualität herausgelöst. So wurde der emiritierte Professor für Medizin an der University of Massachusetts Medical School zum „Vater“ einer ideologiefreien, wissenschaftlich untermauerten Meditationsbewegung.

1944 in New York als Sohn eines Immunologen geboren, machte er als junger Mann die Bekanntschaft eines Zen-Meisters und begann, Meditation und Yoga zu praktizieren. 1971 erhielt er seinen Doktortitel (Ph. D.) in Molekularbiologie am MIT (Massachusetts Institute of Technology), wo er unter dem Medizin-Nobelpreisträger Salvador Edward Luria arbeitete. Schwerpunkt seiner Forschungen wurde der Einfluss des Geistes auf die Heilung und den Umgang mit körperlichen Beschwerden.

An der 1979 von ihm gegründeten Stress Reduction Clinic entwickelte Kabat-Zinn das Achtsamkeitstraining MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction). Hierfür verband er Methoden der Psycho- und Verhaltenstherapie mit Übungen aus dem Zen-Buddhismus und Hatha-Yoga zu einem einzigartigen Programm für Meditation und Achtsamkeit. Parallel untersuchte er die Auswirkungen von MBSR auf das Gehirn und das Immunsystem. Bis 1995 leitete er die Stress Reduction Clinic, anschließend gründete Kabat-Zinn das Center for Mindfulness in Medicine, Health Care and Society (CFM) an der University of Massachusetts Medical School.

Als Mitglied des Mind and Life Institute beteiligt sich Kabat-Zinn an den Dialogen zur Erforschung der Schnittmengen zwischen moderner Wissenschaft und Buddhismus.

Über seine Erkenntnisse verfasste Jon Kabat-Zinn zahlreiche Bestseller, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden. Dazu gehören u. a. „Gesund durch Meditation: Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR“, „Im Alltag Ruhe finden: Meditationen für ein gelassenes Leben“ oder „108 Momente der Achtsamkeit“. Über den Alltag in der Familie schrieb er zusammen mit seiner Frau Myla das Buch „Mit Kindern wachsen: Die Praxis der Achtsamkeit in der Familie“.

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